Als offene und in der Zusammensetzung variierende Kerngruppe des Frauen*Zentrum Zürich versuchen wir einen ganz niederschwellig institutionellen Raum aufrechtzuerhalten, der primär soziale und kulturelle Begegnungen hervorbringt und beherbergt. Sinn und Zweck ist die Bildung von Gemeinschaften mit hoher Heterogenität in Hintergrund, Lebenslauf, Status, Gender Performance, ökonomischem Stand, Rassifizierung, Befähigung, Sprache usw. Die Herausforderung dabei ist sehr gross. Denn üblicherweise gesellt sich Gleich und Gleich gern (stellt sich nach Möglichkeiten auch tatsächlich gleich), beruhend auf einer oder auch mehreren Kategorien – Beruf, Finanzen, Sprache, Kultur, Geschlechternormierung, körperliche und psychische Un-/Versehrtheit und nicht zuletzt auch gemeinsamer (Handlungs-)Raum. Die politische Dimension dieser Herausforderungen, die wir annehmen, kann an dieser Stelle nur angetippt und nicht skizziert werden.
Die fraum* setzt bei Differenzen an und bei der heute in Zürich immer noch legitimiertesten und weitreichenden, zugleich aber mit dem höchsten Ausschluss verwundeten/gebrandmarkten Kategorie „Frau*“. Wir wollen zusammen sehen, was das ist und den gleichen Blick auf gleicher Weise der alleinstehenden trans* Migrantin, wie der wohlsituierten kulturell, sozial und finanziell aufs selbstverständlichste aufgehobenen Schweizerin zuwenden, um nur ein vereinfachtes Beispiel zu machen. Gleicher Blick meint hier aber unumgänglich die vielen verschiedenen Blicke aller Beteiligten gleichermassen. Denn das ist es, was wirkt, wenn es darum geht, Gleichstellung wirklich zu leben. Es ist dies, was keine soziale, politische oder kulturelle Institution leisten kann, soviel Mittel sie auch aufwenden mag. Diese wertvolle Ergänzung zu dem, was die städtischen Institutionen leisten können, die wir als die eigentliche Basis einer Gleichstellung betrachten, ist unser Anliegen, das wir in der fraum* täglich pflegen und verwirklichen. Hauptprämisse dafür ist die Entkoppelung aller Veranstaltungen von finanziellen Machtstellungen. Dazu gehört, dass die fraum* autonom ist – und nicht an einen gemischtgeschlechtlichen Kontext gebunden. Das Sternchen in Frauen*Zentrum bedeutet hingegen die grundsätzliche Offenheit für alle.
Wir haben diesen Raum aus der Erfahrung geschaffen, dass es einen solchen in Zürich nicht gibt. Und in der Überzeugung seiner grundlegenden Notwendigkeit.
Seit es die fraum* gibt, ist die Vernetzung der die Geschlechterrollen in Frage stellenden autonomen Gruppierungen in Zürich und auch über Zürich hinaus dichter geworden, es findet mehr Austausch statt und mehr wird veranstaltet.
Unserer Meinung nach sind zusammen mit der fraum* die autonomen feministischen Gruppierungen, wie zum Beispiel das Frauen*Radio Lora, mitunter die stärksten Kulturproduzentinnen der Stadt Zürich. Aus der Perspektive der Gleichstellung und ausgehend von allen möglichen Differenzen wird hier ein tatsächliches Zusammensein ermöglicht und erlebt, und damit erst wiederholbar gemacht. Das ist es, was unserer Meinung nach, Kultur zu schöpfen bedeutet.
Ohne uns Beteiligte, in den Mittelpunkt rücken zu wollen, glauben wir, dass die Tatsache der Existenz eines von der Gemischtgeschlechtlichkeit autonomen Raums dieser Entwicklung Vorschub leistet. Sprich die Tatsache, dass es die fraum* gibt, als der einzige durchgehend bestehende konkrete Raum in Zürich, der auf diese sonst allzu selten gegebene Autonomie beharrt und also nicht vom Tisch fegt, was nicht vom Tisch ist, zeitgleich aber entschieden die Visionen und die Praxis unterhält, in denen die Geschlechternormen gesprengt sind.
(2014)