Forderungen formulieren und Manifeste schreiben ist wichtig, aber es ist ebenso wichtig, über den Streik persönlich ins Gespräch zu kommen. Warum streikt eine? Wenn Dich eine*r fragt, kannst Du auch mit einer Gegenfrage antworten. Oder mit einer Frage eine Unterhaltung beginnen, am Arbeitsplatz, mit deinen Freundinnen, deiner Mutter, deiner Tante, mit der Nachbarin…

Diese Sammlung ist bunt gemischt. Die Fragen betreffen bestimmte Berufsgruppen, gesellschaftliche und rechtliche Themen. Und sie betreffen Frauen in sehr unterschiedlichen Situationen. Es gibt noch viele, viele Fragen und damit Perspektiven zum Frauen*streik,  die es zu ergänzen gäbe. Darum schick uns doch auch Deine Frage an <babachinchin ät fraum punkt ch>.

Streikfragen zum Download

Findest Du es auch ein Skandal, dass frauentypische Berufe fast durchwegs schlechter bezahlt sind als männertypische Berufe?

Findest Du es auch ungerecht, dass eine Pflegefachfrau viel weniger verdient als ein Banker oder IT-Fachmann?

Denkst Du, dass Du im Alter mit Sicherheit menschenwürdig betreut und gepflegt wirst? Wer denkst Du, wird Dich dann pflegen?

Findest Du es auch ungerecht, dass gute und bezahlbare Kinder- und Altersbetreuung in Westeuropa meist bedeutet, dass Frauen und insbesondere Migrantinnen zu Niedriglöhnen diese Arbeit tun?

Bist Du auch empört darüber, dass alleinerziehende Mütter zu derjenigen Personengruppe gehört, die dem Armutsrisiko in der Schweiz am stärksten ausgesetzt ist?

Hast Du noch genug Zeit, Menschen würdig und angemessen zu pflegen oder bist Du zunehmen mit Leistungserfassung und Berichte schreiben beschäftigt?

Empört es Dich auch so an, dass Frauen trotz Gleichstellungsgesetz immer noch für gleiche Löhne kämpfen zu müssen?

Findest Du es auch unglaublich, dass dieses reiche Land, nur 1.5% des Bruttoinlandprodukts in Familien und Kinderbetreuung investiert, während unsere Nachbarstaaten bis doppelt so viel investieren? Frankreich: 2,5%, Österreich: 2,8%, Deutschland: 3,1%.

Wurde Dir auch schon gesagt, dass Du nicht alles haben kannst, weil Du als Frau Kinder und Karriere wolltest?

Wurde Dir auch schon gesagt, dass das ja heute kein Problem mehr sei, als Du formuliertest, dass Du Kinder und Karriere wolltest?

Platzt Dir auch schon die Hutschnur, wenn Vereinbarkeit wieder einmal mehr als individuelles Problem behandelt wird? Oder nur als Problem von Frauen?

Findet Du es auch unglaublich, dass eine alleinerziehende Mutter bei einem RAV Termin wieder nach Hause geschickt wird, weil sie keine Kinderbetreuung organisieren konnte und daher ihr Kind mitnehmen musste?

Bist Du auch entsetzt darüber, dass Frauen* in der Schweiz und weltweit von Armut massiv stärker betroffen sind als Männer?

Findest Du es auch eine unglaubliche Zumutung, dass Frauen, die im Rahmen eines Familiennachzugs in die Schweiz migrieren, nicht als eigenständige Personen behandelt werden, sondern die Aufenthaltsbewilligung nur gewährt bekommen mit dem Vermerk «Verbleib beim Ehemann»? Wollen sich diese Frauen von ihren Männern trennen, könnte dies bedeuteten, dass sie ihre Aufenthaltsbewilligung verlieren.

Wusstest Du, dass die Berechnungsgrundlage der Invaliditätsversicherung (IV) Teilzeitverdienende benachteiligt und damit überdurchschnittlich viele Frauen keine Invalidenrente erhalten, obwohl sie in ihrer Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt sind und Unterstützung benötigen würden?

Ärgerst Du Dich auch darüber, dass Gelder, die für die Mädchen- und Frauenförderung gesprochen wurden, immer häufiger auch Jungs und Männern zu Gute kommen, so als wäre die Gleichstellung tatsächlich schon umgesetzt oder als hätten nicht Frauen mühselig in jahrelanger Arbeit diese Strukturen zur Frauenförderung aufgebaut, die sie nun wieder teilen sollen?

Willst Du als Frau* nicht mehr dankbar sein für Selbstverständlichkeiten?

Denkst Du auch, dass wenn Männer gebären könnten, die Städte voller Statuen mit gebärenden Männern wären?

Ärgert es Dich auch, dass Männer in sozialen Berufen sehr schnell Karriere machen und anteilsmässig viele Führungsposten besetzen, obwohl sie in dieser Branche klar in der Minderheit sind?

Wenn Du verheiratet bist/warst: Aus welchen Gründen hast Du geheiratet?

Musst Du immer mehr Kinder unterrichten?

Findest Du Kinderbetreuung zu teuer?

Findest Du Kita-Angestellte verdienen genug?  

Musst Du immer mehr Kinder, kranke oder alte Menschen in weniger Zeit betreuen?

Denkst Du auch: Unter diesen Bedingungen gute Arbeit zu leisten, das schaff ich einfach nicht und daran bin ich selber schuld?

Musst Du auf Abruf für den Verkauf bereit sein, verdienst unter CHF 4000 pro Monat bei 100%, arbeitest im Stundenlohn und eine Festanstellung ist nicht in Sicht? Wenn nicht, sei froh, aber denkst Du nicht, dass solche Arbeitsbedingungen ein Skandal sind und wir gemeinsam dagegen angehen müssten?

Bekommst Du mehr Trinkgeld, wenn Du Dich sexy anziehst und findest das eigentlich beschissen?

Benötigst Du oder benötigen Angehörige von Dir Betreuung und Pflege und Du siehst, dass das Fachpersonal zunehmend überfordert ist?

Findest Du es in Ordnung, dass gewisse Kantonsspitäler teilweise Gewinn abwerfen sollten? Ist es OK, aus Krankheiten Gewinne zu erzielen?

Gibt es Arbeiten, die Du in Deiner Freizeit machst, weil sie Du nicht aufschreiben darfst oder kannst, die aber eigentlich zu Deiner Anstellung gehören?

Setz Du Dich zur Wehr? Kannst Du gut Nein sagen?

Kannst Du genügend WC-Pausen machen während der Arbeit?

Habt ihr viel zu wenig Betreuungspersonal? Was denkst Du, ist der Grund dafür? 

Hast Du das ganze Leben lang gekrampft, Haus- und Betreuungsarbeit geleistet und jetzt reicht die AHV kaum aus?

Hat Dir schon jemand gesagt, Du seist zu emotional?

Hast Du dann auch schon gehört, Du sollst nicht so aggressiv sein, obwohl Du nur klar Deine Meinung gesagt hast?

Findest Du es auch eine Zumutung, dass eine Frau es einrichten muss, dass ein Mann, der sie regelmässig verprügelt und vergewaltigt hat, die gemeinsamen Kinder regelmässig sehen kann?

Teilst Du mit einem Mann die Kindererziehung, aber hast das Gefühl, es bleibt doch mehr als die Hälfte an Dir hängen?

Denkst Du auch, dass wenn Männer menstruieren würden, Binden und Tampons gratis wären?

Ärgerst Du Dich auch, dass Frauen auf Binden und Tampons 7,7 % Mehrwertsteuern bezahlen müssen, während zum Beispiel für Katzenstreu und Viagra ein reduzierter Steuersatz von 2,5% gilt?

Wer pflegt Deine pflegebedürftigen Eltern?

 Bist Du Migrantin mit Hochschulabschluss und hast in einer Zeit von Arbeitslosigkeit die Empfehlung bekommen, Du sollst Dich doch zur Pflegefachfrau umschulen lassen?

Hast Du Dir auch schon anhören müssen, Du seist nicht weiblich genug?

Gibt es Orte, an denen du dich zu bestimmten Zeiten nicht allein aufhältst, um nicht belästigt zu werden?

Gibt es Orte, an denen du dich zu bestimmten Zeiten nicht allein aufhältst, um nicht ein Opfer von Gewalt zu werden?

Wenn du trotzdem hingehst und etwas passiert, fühlst du dich dann (mit)schuldig?

Gibt es Kleidungsstücke, die du nicht anziehst, um nicht belästigt zu werden?

Kennst du Alibi- oder Quotenfrauen?

Warst du schon mal Alibi- oder Quotenfrau und hattest den Eindruck, du seist nicht wegen deiner Fähigkeiten/Leistungen angestellt oder gewählt worden?

Hast Du das Gefühl, eine Quotenfrau zu sein, schmälert Deinen Leistungsausweis?

Hattest du in deiner Jugend viele weibliche Vorbilder, die das erreicht hatten, was du dir wünschtest?

Falls du Kinder hast: haben sich dein Leben und das Leben des Kindsvaters nach den Geburten gleich stark verändert?

Hast du bewusst auf Kinder verzichtet oder sie später „eingeplant“, weil du einen interessanten Beruf hast/hattest?

Wurdest du schon einmal an einem Vorstellungsgespräch nach deiner Familienplanung befragt?

Gab es zu deiner Schulzeit Fächer, die du als Mädchen nicht besuchen konntest? Gab es zur Schulzeit deiner Mutter Fächer, die sie nicht besuchen konnte?

 Hast du schon einmal für einen Mann ein Hemd oder Hose gebügelt?Hat schon einmal ein Mann deine Bluse oder Hose gebügelt?

Es dauerte 136 Jahre, bis zum ersten Mal eine Frau in den Bundesrat gewählt wurde. Wie würde es sich anfühlen, wenn wir bis zum Jahr 2154 nur noch Bundesrätinnen hätten?

 Was sind deine Bedürfnisse als Frau, die du in der jetzigen Gesellschaft nicht findest?

 Die jetzigen Geschlechterverhältnisse sind asymmetrisch. Welche Verschiebungen sind wünschenswert? Warum reicht es nicht, auf Gleichberechtigung zu pochen?

 Wie stark ist Anerkennung an Geld gekoppelt und umgekehrt?

 Was ist weibliche Freiheit?

Arbeitest Du in einem frauentypischen Beruf?

Leistest Du gratis & franco Betreuungsarbeit?

Leistet Du schlecht bezahlte Betreuungsarbeit unter schlechten Rahmenbedingungen?

Musst Du Dich immer wieder dagegen wehren, zur Sekretärin gemacht zu werden, obwohl Du nicht in dieser Funktion angestellt bist?

Habt ihr euch entschieden, dass Du Teilzeit arbeitest, weil der Lohn Deines Mannes eben doch der höhere oder Teilzeit für ihn nicht möglich war?

Hast Du auch gedacht, als Frau steht mir auch ein Universitätsstudium zu und hast danach gemerkt, dass ein Studium in Fächer mit hohem Frauenanteil mittlerweile an Wert verloren hat?

Hast Du Dich dafür entschieden, für Dein Kind Haus- und Betreuungsarbeit zu leisten und bist trotzdem von der Sozialhilfe abhängig? Warum gilt diese Arbeit nicht als Arbeit und wird angemessen bezahlt?

Wurde Dir auch schon gesagt, Du sollst doch nicht so böse schauen, obwohl Du alle Berechtigung hattest, wütend zu sein?

Bist Du alleinerziehend und hast ständig schlechtes Gewissen, obwohl es Deinem Kind eigentlich gut geht?

Glaubst Du auch daran, dass wir nur gemeinsam Freiheit schaffen?